

Seit 30 Jahren arbeitet der Näh- und Handarbeitskreis, um Kinder in Chile und Menschen in Afrika zu unterstützen. Ihnen fehlt der Nachwuchs.
Rhede Die Kleidchen stapeln sich im Schrank. Einige schlicht, andere bunt, mit Rüschen besetzt – jedes Teil sieht anders aus. Für Puppen sind die Kleidungsstücke gedacht. Daneben liegen Decken in verschiedenen Größen. Auch hier ist jede ein Einzelstück. Zumeist genäht aus Resten von Stoffballen. Das allerdings sieht man den Decken ebenso wenig an wie den Kissen und Schürzen. Eines ist allen Handarbeiten gleich. Sie sind sorgfältig genäht – von Frauen mit langjähriger Erfahrung.
Der Näh- und Handarbeitskreis der Frauengemeinschaft St. Gudula trifft sich seit 30 Jahren regelmäßig. Anfangs waren es 18 Frauen, inzwischen sind noch zwölf Damen dabei, die jeden Dienstagvormittag im Pfarrheim zusammenkommen. Allerdings nicht mehr lange. Für den Basar Anfang Oktober nähen und häkeln sie noch und für den Basar der Realschule im Dezember. Dann soll Schluss sein – „wenn keine jüngeren Frauen das übernehmen“, wie Liesel Wobbe sagt. Die Rhederin war vor drei Jahrzehnten Initiatorin des Kreises, der damals die Patenschaft für ein Kinderheim in Chile übernahm.
Seitdem brachten Basare, Kollekten und Spenden 158871 Mark und seit der Umstellung auf den Euro 9255 Euro. Das meiste Geld davon ging in die Missionsarbeit. An das Kinderheim in Chile, an Pater Peter, der damit in Afrika zwei Brunenprojekte finanzieren konnte und an verschiedene Priester aus Rhede. Die Frauen finanzierten durch ihre Handarbeiten aber auch die Renovierung der Anbetungskapelle vor mehr als 20 Jahren, sie spendeten Geld für die neue Orgel und die Renovierung der Kirchenfenster.
Außerdem nähten die Frauen Roben für die Messdiener, Gewänder und Kirchenfahnen, berichtet Liesel Wobbe. Sie ist mit ihren 68 Jahren die Jüngste im Näh- und Handarbeitskreis, Maria Goldschmidtböing die Älteste. Außerdem mit dabei sind Leni Geuting, Maria Dransfeld, Maria Stovermann, Maria Ebbing, Agnes Böing, Paula Tielkes, Elli Klümper, Elisabeth Schür, Hanna van Kronenberg und Mia Sonntag.
Im Pfarrheim St. Gudula haben sie einen eigenen Raum. „Näh- und Handarbeitskreis“ steht auf dem Plakat an der Tür. Es zeigt es Bilder vom Hilfsprojekt in Chile. In dem Raum unter dem Dach stehen die sechs Nähmaschinen, die die Frauen sich vor Jahren angeschafft haben. Außerdem „unsere tollste Maschine“, wie die Frauen sagen, eine „super Kurbelmaschine“. Die ist fast ständig im Einsatz, wenn die Frauen handarbeiten – damit die die Kissen und Decken so aussehen, als seien sie fertig gekauft, sagt Liesel Wobbe. Die Schränke an den Wänden sind gefüllt mit Stoffen, mit Garnen, Nadeln, Reisverschlüssen und was sonst noch alles für die Handarbeit benötigt wird. Das Material bekommen die Frauen vielfach geschenkt oder sie kaufen es möglichst günstig ein – immer mit Blick auf den Erlös für die Missionsarbeit. Nicht nur im Raum unter dem Dach arbeiten die Frauen jeden Dienstag. Einige machen es sich im Erdgeschoss des Pfarrheims mit ihren Häkel- oder Stickutensilien bequem. Denn auch die selbst gemachten Decken und Deckchen sind beim Basar gefragt.
Bis der Basar Anfang Oktober anstehe, sei noch viel zu tun, sagt Liesel Wobbe und wirft einen Blick in den Nachbarraum, wo der Stapel mit den fertigen Handarbeiten langsam aber sicher wächst. Die Frauen sind auch nach 30 Jahren ehrenamtlicher Arbeit noch mit Engagement bei der Sache. Dennoch wollen sie aufhören. Aus Altersgründen. Sie seien alle nicht mehr die Jüngsten, sagt Liesel Wobbe. Über jüngere Frauen, die den Kreis fortführen, würde sie sich freuen.