

Frauenhilfe geleitet. Jetzt ist die gebürtige Schlesierin offiziell verabschiedet worden.
RHEDE Renate Raupach hat das Bild noch genau vor Augen: An einem Sommertag sitzen die älteren Damen im Garten, mit dem Regenschirm in der Hand. Sie singen lauthals vor sich hin. Es ist, als würden sie das schlechte Wetter gar nicht bemerken. „Das war lustig“, erzählt die 67-Jährige. Mit den Treffen der evangelischen Frauenhilfe in Rhede verbindet sie viele schöne Erinnerungen. Deshalb ist ihr der offizielle Schlusspunkt schwer gefallen: Am Sonntag ist sie als Leiterin im Paul-Gerhardt-Haus verabschiedet worden. Als Nachfolgerin hat Haidrun Lügger den Staffelstab übernommen.
Dreiteiliges Programm
16 Jahre lang hatte Raupach bei der Frauenhilfe die Federführung. „Seit vier Jahren haben wir ein Team“, wehrt die Rhederin ab. Ilse Heitz, Christa und Margret Grundmann sind seitdem ebenfalls für die Organisation zuständig, planen die monatlichen Themen mit, machen, wenn nötig, Urlaubsvertretung. Raupach blickt zurück: „Als ich die Leitung noch alleine hatte, habe ich meinen Urlaub immer so gelegt, dass es gepasst hat.“ Worum es dabei geht, ist offenbar nicht leicht zu erklären. Haidrun Lügger greift zum katholischen Pendant: „Das ist ein Parallelverband zur KFD“, meint die 61-Jährige. „Die Frauenhilfe ist eine Gruppe von Frauen in der Evangelischen Kirche.“ Das Programm, so erklärt Raupach, sei stets dreigeteilt: Andacht, Kaffeetrinken, Thema. „Wir haben zum Beispiel immer ein Gesundheitsthema“, erläutert sie und zählt weiter auf: „Ein biologisches Thema, Musik, Vorbereitung auf den Weltgebetstag, Geburtstags- und Adventsfeier.“
Raupach spricht von ihrem Ehrenamt, als sei es das gar nicht gewesen: „Die Seniorinnen sind mir wirklich ans Herz gewachsen“, sagt die Protestantin. Und räumt ein, dass ihr etwas fehle, wenn sie ein Treffen verpasse. Doch das ist noch nicht die ganze Erklärung für ihr Engagement: „Unsere Kirchengemeinde ist für mich meine Heimat“, erklärt Raupach. Die gebürtige Schlesierin, seit 1946 in Rhede, gehört von Beginn an dazu. Sie lächelt: „Samstags wurde die Kirche eingeweiht, sonntags wurde ich konfirmiert.“ Von 1984 bis 1992 war Raupach Presbyterin der Gemeinde, fast 30 Jahre sang sie im Kirchenchor mit. Hinzu kommt neben dem Lektorendienst die langjährige Leitung der Frauenhilfe.
„Als ich hierhin kam, war ich sehr froh, dass es jemand gemacht hat“, erinnert sich Pfarrer Joachim Anicker. Es sei schließlich seltsam, dass sich in vielen Gemeinden Pfarrer um die Frauenhilfe kümmerten.Für die Andachten hat er der Rhederin ein Andachtsbuch zur Verfügung gestellt. Das habe sie aber nur kurz benutzt, gesteht Raupach. „Ich hab’ über alles Mögliche gesprochen, was mir so einfiel.“ Lügger, gebürtige Berlinerin, betrachtet Raupach als „Vorbild“: Nach ihrem Beispiel wolle sie bei der Frauenhilfe für „positive Kontinuität“ sorgen. Doch Raupach will nicht auf einen Sockel gestellt werden: „Ach, jeder hat andere Ideen.“
Seit 56 Jahren
Die Frauenhilfe, früher „Frauenhülfe“ genannt, gibt es in Rhede seit 1948. Dachverband ist die „Evangelische Frauenhilfe in Westfalen“. Die Rheder Gruppe wurde von Hertha Fehse ins Leben gerufen, der Frau des ersten Gemeindepfarrers Tassilo Fehse. Da es vor 1952 noch keine Kirche gab, trafen sich die Mitwirkenden anfangs in der Gaststätte Heinrichs. Für 1959 verzeichnet die Chronik 130 Mitglieder. Heute kommen noch etwa 30 Frauen im Paul-Gerhardt-Haus zusammen.