

Deutschen Roten Kreuz. Inzwischen ist der 27-Jährige Rotkreuzleiter und investiert viel Zeit in das Ehrenamt
RHEDE In der Garage stehen auch die Spinde. Frank Roters öffnet sein Fach und entfernt als erstes eine Zigarettenpackung: „Die brauch’ ich nicht mehr.“ Anfang des Jahres hat er sich das Rauchen abgewöhnt. Dann kommen Sanitäterjacke und Rettungshelm zum Vorschein. Den anschließenden Foto-Termin lässt der 27-Jährige geduldig über sich ergehen. Strahlen mag er dabei nicht so recht.
Seit zwei Jahren ist der gebürtige Rheder Rotkreuzleiter des DRK Rhede. Damit steht er beim örtlichen Sanitätsdienst an der Spitze von rund 25 Aktiven. Die Voraussetzungen für sein Amt bringt er so auf den Punkt: „Man muss gut mit Menschen umgehen können, braucht Organisationsgeschick, mittlerweile auch einen kaufmännischen Hintergrund, ein Gefühl für Zahlen. Und man muss viel Spaß mitbringen.“ Der zeitliche Aufwand ist enorm. „Manchmal bin ich jeden Abend fürs DRK unterwegs“, berichtet Roters. Gleichwohl will er sein Engagement nicht zu hoch hängen: Es gebe ja auch Wochen, wo er „nur zwei oder drei Stunden“ gefordert sei – „es muss Spaß machen und soll nicht im Workoholismus enden“.
Trotzdem fragt man sich, wie der Industriekaufmann nebenbei diese Fülle an ehrenamtlichen Aufgaben bewältigt: Sanitätsdienste verteilen und übernehmen; zu den Dienstabenden über Fortbildungsthemen referieren oder Referenten organisieren; Veranstaltungen wie „City-Nacht“ oder Kirmes aus sanitätstechnischer Sicht vorbereiten; an Führungs- und Leitungstreffen des DRK-Kreisverbandes teilnehmen, auch an Aus- und Fortbildungsveranstaltungen; Beteiligung am Konzept der „Kommunalen Gefahrenabwehr“ in Rhede; Verantwortung für Fahrzeuge, Medizintechnik und Schutzkleidung; Abrechnung der Sanitätsdienste mit den Veranstaltern; schließlich eine jährliche Kostenleistungsrechnung für die Profit-Center des Rheder Rotkreuzes: Bereitschaft, Blutspende-AG, Breitenausbildung, Jugendrotkreuz, Spielgruppen. Roters winkt ab: Einen Teil dieser Pflichten gebe er weiter: „Wenn ich nicht das eine oder andere delegieren könnte, müsste ich mein Privatleben ad acta legen.“ Dafür übernimmt der 27-Jährige zusätzlich 24-Stunden-Dienste bei der DRK-Rettungswache Isselburg.
Sein Ehrenamt verdankt der Rheder nach eigenen Worten „einem blöden Zufall“: Als er Anfang der 1990er Jahre zur Messdienerleiterrunde der „Heiligen Familie“ gehörte, hatte dort jemand die Idee, „etwas beim DRK zu machen“. Daraus ist für Roters ein bislang elfjähriges Engagement geworden. Dabei avancierte er vom einfachen Sanitäter zum staatlich examinierten Rettungsassistenten, vom „ganz gemeinen Helfer“ (Roters) zum Rotkreuzleiter. Seine Motivation: „Die Zusammenarbeit im Team macht einfach Spaß.“ Natürlich, so bestätigt er auf Nachfrage, sei es auch „eine tolle Sache, wenn man jemandem helfen kann“ – „aber das“, so meint Roters, „könnte ich auch als ganz normaler Helfer“. „Irgendwie“ sei er eben „da reingewachsen und noch nicht herausgekommen“, gesteht er lächelnd.
Die Arbeit mit Schwerverletzten empfindet Roters nicht als seelische Belastung; die Tragik mancher Fälle reflektiere man ohnehin erst nach dem Einsatz. Dennoch hat er seinen „ersten Verkehrstoten“ nach wie vor im Hinterkopf. Dem ist Roters immerhin schon vor sieben Jahren begegnet. Und den Verwesungsgeruch, den er einmal wahrgenommen hat, vergisst er auch nicht mehr.
In einem Jahr endet vorläufig seine Amtszeit als Rotkreuzleiter. Über diesen Punkt hinaus mag Roters jetzt noch gar nicht denken. Trotzdem räumt er ein, dass „es sicher genug Dinge gibt, die mich reizen, weiterzumachen“. Zum Beispiel die 100-Jahr-Feier des Ortsvereins, die bis 2009 vorbereitet werden muss. Und eine Lösung für die räumlichen Probleme des DRK Rhede, das laut Roters „aus allen Nähten platzt“. Dies schließt auch die Garage ein, die in zwei Jahren weichen soll. Dann müssen auch die Spinde umziehen.
Regelmäßig üben
Die Allgemeinheit, so findet Frank Roters, sei auf Notfälle kaum vorbereitet: „Die Leute wissen zu wenig von Erster Hilfe“, sagt der Rettungsassistent. In den Niederlanden gehöre das schon zum Grundschulunterricht. „Das merkt man“, hat Roters beobachtet, „dort sind die Leute eher geneigt, Erste Hilfe zu leisten.“ Seine Idealvorstellung: Jeder Autofahrer sollte alle fünf, sechs Jahre einen „großen Erste-Hilfe-Kurs“ machen (16 Doppelstunden) und nach zwei weiteren Jahren an einem Erste-Hilfe-Training teilnehmen (ein Nachmittag).